Liebe Giuliana und liebe Dagmar. Ich danke euch von ganzem Herzen, dass ihr euch noch einmal die Mühe gemacht habt euch in diesen Kartierungsprozess hineinzudenken. All das mag für viele bereits in weiter Ferne liegen und nurmehr eine schale Erinnerung darstellen, als einen lebhaften Austausch. Gerne, lasst uns einen Termin für ein größeres Gespräch finden! Dafür habe ich diese Umfrage vorbereitet: - https://framadate.org/dv6qzAsd8HwmKlNVpxklRwQz/admin Bilaterale Gespräche finde ich mithin müßig, da sie viel Zeit kosten und unsere kollektive Praxis atomisieren. In ähnlicher Weise atomisiert auch der Rückzug in E-Mailkommunikation unsere Praktiken, da besprochene Aspekte in privaten Postfächern verloren gehen, Menschen es sich abgewöhnen vernetzt und verlinkt zu denken und die verwendete Kommunikationsform unsere Organisationsstrukturen mehr determiniert, als es auf den ersten Blick lieb wäre. Wo ist das Bekenntnis der Teilnehmenden zu offen vernetzten Arbeitsweisen, welche die Stärken des World Wide Webs ausspielen? Warum fliehen sogar wir in kommunikative Silos, während die Gesellschaft um uns herum weiter ihre Mauern hochzieht? Der Kontakt zu OpenStreetMap ruht momentan, da weder unser Taxonomievorschlag aktiv besprochen wird, noch aktive OSMler regelmäßig Kontakt zu uns aufnehmen. Michael Maier hat sich vor wenigen Tagen von dieser Mailingliste abgemeldet. Ich freue mich euch bald mal wieder zu sehen. Wer noch etwas Luft hat und mir welche verschaffen will, kann gerne mit das Intermapping in Berlin vorbereiten und veranstalten. Jon ---- Mehr ... ---- Auch sehe ich nicht, dass es einer Bifurkation der Teilnehmenden in Techniker und Aktivisten bedarf. Wir arbeiten transdisziplinär an einer kollektiven Aktionsforschung, worin viele Fertigkeiten zusammenfließen. In Folge meiner geographischen Ausbildung, ich glaube ich war immer der einzige, sehe ich mich beiden vorgeschlagenen Gruppierungen zugehörig. Und fühle mich häufig durch das Labeling "Techniker" in eine Nische gedrückt, die schwer wieder zu verlassen ist. Ich dachte wir arbeiten in einem emanzipatorischen Umfeld, welches die Fehler des "Othering" nicht wiederholen will? Auch beobachten wir andernorts, präzise in Degrowth- und SoLaWi-Gemeinschaften, einen Techlash¹, d.h. eine bewusste Abstandnahme von Nutzer:innen zur Technik. Was Paradox ist, wo viele doch regelmäßig Zeit mit What's App, Facebook und Konsorten verbringen. Es käme also auch darauf an den Nutzer:innen ihr selbst entmündigendes, fürchtendes Selbstverständnis als technikunaffin zu nehmen, wenn wir Affinität schlicht als Nähe verstehen. Dies sorgt wiederholt für einen kognitiven Bias, welcher einer offenen, lernfreudigen Haltung entgegen wirkt. Ich kann leider auch nicht nachvollziehen, dass Gelder fast nur für technische Aufgaben beantragt wurden. Wir hatten in unsere Anträge ausgeklügelte Kommunikationsstrategien auf verschiedenen Ebenen geschrieben. Sie wurden einzig nicht von den projektverantwortlichen Organisationen ausgeführt, was andere Gründe hatte. Bei etwas mehr Selbstverständnis der anderen Partner in diesem Geflecht an einer Allmende teil zu haben, hätte diese Unterlassung mitunter durch etwas ehrenamtliches Engagement abgefedert werden können. Es ist mitnichten so, dass es keine Rollen für nichttechnische Aktivitäten in und um die Herbeiführung der Karten und der Atlanten gäbe. Interne und externe Kommunikation, Dokumentation, Veranstaltungsorganisation, Betreuung der Gemeinschaft und Kontakte zu Förderpartnern sind Aufgaben, die leicht von allen übernommen werden können. Das erlaubte den wenigeren Findigen mit tiefem technischen Verständnis, sich auf ihre Spezialitäten zu besinnen. Das kontinuierliche Doppeldenk der so genannten sozio-technischen Architektur durch wenige einzelne torpediert gleichzeitig das Vorankommen auf den weniger ausgetretenen Pfaden. Wir erkennen, dass die technische Entwicklung eingebettet werden will in soziale Vorgänge und Absprachen. Sonst verliert sich die ursprüngliche Zielsetzung von alleine: Während wir anfangs noch von einem Atlas sprachen, welcher Karten und Initiativen bündelt sowie deren Differenzen begreifbar macht, sodass wir, wie Gualter und Thomas unabhängig von einander vorschlugen², die eigentlichen Konzepte klarer sehen, verlagerte sich das Gespräch alsbald auf die Erstellung der einzelnen SSEDAS / SuSY Karte und die Ausrichtung entlang ihrer Bedürfnisse. Von einer "Mother of Many Maps" (Adrien Labaeye) war schon lange gar nicht mehr zu sprechen. Was uns damals keiner sagte und erst im Nachhinein erwähnt wurde, war, dass die SSEDAS/SuSY Karte der Hauptoutput des Projektes war und gemessen am Budget den größten Anteil an der Erfüllung deren Projektantrages hatte. *Das* hätte uns, im Selbstverständnis der eigenen Arbeit als das Feld des solidarischen, kollektiven Wirtschaftens beforschens mit einer eben solchen Praxis, vielleicht ja auch mal jemensch sagen können. Wir können diese gemeinsame Karte bauen, wir können den Atlas bauen, wir können auch die Konzepte und Taxonomien von einander unterscheiden lernen, wir könne sogar viele kleine eigene Karten zusammenpfriemeln. All dies funktioniert aber nur, wenn es uns gelingt unseren geminschaftlichen Handlungen wieder Bedeutung beizumessen, und nicht wenn wir uns in scheinbar diametral entgegengesetzte Interessenlager zurückziehen. Dann hat die Einhegung funktioniert und unsere Bedürfnisse wurden erfolgreich gegeneinander ausgespielt, als dass wir es gelernt hätten sie kreativ und gemeinsam zu mobilisieren. Hierfür brauchen wir eines klaren Verständnisses der durch uns zu bearbeitenden Problemlagen, bevor wir mit Lösungsvorschlägen vorpreschen. Da diese nie sauber von einander getrennt ausformuliert wurden, haben wir als ganze Gruppe darin versagt uns gegenseitig zu helfen, den Fokus zu behalten. Bei dieser Mammutaufgabe ist es von keiner Organisation oder keinem Individuum alleine zu erwarten, all diese Aspekte gleichzeitig jonglieren zu können. ¹ Zwei Quellen zum Begriff: https://hypothes.is/search?q=tag%3Atechlash ² https://discourse.transformap.co/t/pragmatischer-geotagging-workflow/1620/3?... Am 26.09.18 um 11:49 schrieb Dagmar Embshoff:
Hallo zusammen,
ich bin für eine kleine Telefonkonferenz (TK) nächste oder übernächste Woche (oder erstmal das ein oder andere bilaterale Telefonat, Kontakt: s.u.). Wer wäre dabei? Dudle? Bin einfach völlig draußen.
Ja, die Strömungen sollten zusammenarbeiten und eine gemeinsame Karte wäre toll. Habe aber keinen Überblick, was es inzw. gibt und woran es fehlt und was wir (technisch - Giulianas Frage) und inhaltlich (...wer wäre dabei??) leisten können - und wollen...!
Ich bin leider von vorgestern und maile lieber anstatt zu discoursen. Kann ich mir vllt. noch angewöhnen.
Ab Nov. habe ich etwas mehr Luft. Wenn wir ein klares gemeinsames Ziel hätten, könnten wir auch Gelder dafür beantragen. (Aber diesmal nicht fast nur für die "Techniker".)
Danke Jon, für Dein dranbleiben! Gibt es eigentlich noch Kontakt zu OpenStreetMap? Das fand ich durchaus spannend...
Lieben Grüße, Dagmar
--- Am 26.09.2018 um 10:15 schrieb Giuliana Giorgi:
Hallo Jon, die Gruppe, die 2014 und 2015 zusammen kam, war in zwei Kategorien gegliedert: die IT-Specialisten, die die Idee umsetzen können (oder nicht ?) und die "nur" politisch motivierten Aktivisten, die die Meta-Kartierung mit einer klaren Strategie verbinden: die not-for-profit, sozial-ökologischen Alternativen sichtbar machen, um sie zu stärken und zu einer echten, breiten, lokal vielereorts bereits vorhandenen Plattform werden zu lassen, auf dem die Transition konkrete Form annehmen kann. Ein Arbeitsinstrument für die politische Vernetzungsarbeit. Mehr können wir nicht IT-Fachleute wirklich nicht sagen. Oder vielleicht noch dies: Viele basteln an einem neuen ökonomisch-gesellschaftlichen System, aber nur als Theoriekonstrukt. Diese Leute können nie die Frage beantworten: Wer soll diese Entwürfe in die Tat umsetzen ? Andererseits gibt es eine Fülle von Gruppen (wer? wo?), die Alternativen oder Aspekte davon bereits lokal auf die Beine stellen. Diese Menschen haben schon angefangen. Es geht darum, sie durch Vernetzung zu stärken und die "Inseln" miteinander zu verbinden. Das sehe ich als die Strategie, die uns zu der "anderen Welt" bringen kann. Wenn die Leute sich selbst organisieren und ihre Bedürfnisse weitgehend mit eigenen - lokalen oder globalen - Mitteln außerhalb der Logik der Profitmaximierung befriedigen, sind sie nicht mehr vom System erpressbar und werden sich nicht mehr gegeneinander hetzen lassen, weil sie erfahren haben, dass es anders + besser geht.
Meine grundlegende Frage an die IT-Spezialisten lautet: könnt Ihr eine solche Map of maps - oder wie man sie auch immer nennen will - schaffen oder nicht? Ich kann es definitiv nicht. Ihr hattet uns doch die Hoffnung gegeben, Ihr könntet es. Wir brauchen diese Ergebnisse. Ist Euch im Eifer des Gefechts um Bits und Bites die politische Vision abhanden gekommen ? Könnt Ihr die Vision technisch umsetzen oder nicht ? Let's face ist: wenn die Antwort "nein" lautet, dann ist alles andere leeres Gerede.
Grüße Giuliana
Am 25.09.2018 um 22:14 schrieb jon der gartenkärtner:
Lieber Kartierungsfreund:innen.
In den letzten Jahren haben wir uns an einer waghalsigen Idee die Zähne ausgebissen: eine Karte zu schaffen welche die verschiedenen kartographischen Abbilder neuer ökonomischer Strömungen zusammenfasst. Das Kalkül war damit eine breite Diskussion über die damit verbundenen Konzepte anfachen zu können.
Bis heute ist diese Idee vielen weltweit als TransforMap bekannt, doch die einstige Community erscheint zersplittert und verstreut. Neue Bewegungen machen sich auf, ihre Sichtweisen in Karten zu konsolidieren und die Idee lebt andernorts weiter.
Seien es Intermapping, Transition Connect, Commons API oder die Versuche unserer französischen Partner die vielfältigen Realitäten gemeinsam abzubulden. Nennenswert sei hier Transiscope.org, welches einen Eindruck davon vermittelt, wohin die Reise gehen kann.
Bei Ecobytes haben wir uns damals bereit erklärt die technische Entwicklung und den Betrieb der Infrastruktur zu betreuen. Leider schien das für viele auch zu bedeuten, dass von uns Kommunikations- und Publikationsaufgaben übernommen würden. Währenddessen brach im Tumult der technischen Herausforderungen der Kontakt mit den eigentlichen Initiatoren der Initiative, und keine übernahm mehr die Verantwortung die uns begegnenden großen Fragen in kleine, von der uninformierten Öffentlichkeit verdauliche Häppchen zu garnieren.
Wir werden die technischen Komponenten noch mindestens bis 2020 weiter betreiben, doch grundlegende inhaltliche und strategische Fragen sowie die Weiterentwicklung liegen brach. Hierfür braucht es die Community, überhaupt eine Community, euch!, um sich diesen vielschichtig vernetzten Aufgaben auf mitmenschliche und warmherzige Weise zu widmen.
Im Verlauf des Jahres haben wir viele Versuche unternommen wieder Kontakt aufzunehmen. Die Rückmeldungen verblieben jedoch bisweilen vage und unbestimmt. Waren wir nicht gemeinsam gestartet, um uns gegenseitig bei dieser Mammutaufgabe zu unterstützen? Manche mögen die schnellen Erfolge vermissen, andere oft nicht wissen wie sich noch dazu beziehen oder wo sich wieder günstig einsteigen ließe.
Ich möchte es hiermit ein letztes Mal versuchen einen Funken beizusteuern der das Feuer wiederentfacht, mit dem wir vor bald einem halben Jahrzehnt gestartet sind. Gegenwärtig erscheinen für die Empfänger:innen dieser Liste zwei Prozesse relevant, auf die ich nur zu gerne hinweise:
1. Eine emanzipatorische Wiederaneignung der TransforMap Idee durch die Initiatorinnen als beispielhaften Akt langfristigen Engagements.
2. Eine aktive Auseinandersetzung mit den vielen Kartierungsinitiativen hier wie dort, welche sich in einem Intermapping Kessel bündeln ließe.
Auf https://discourse.transformap.co/ lässt sich sehen, dass noch heute vielfältigen Blickwinkel und Kooperationsperspektiven unter dem Banner unseres Flagschiffes zusammenfließen. Leider scheine ich das Gespräch zu dominieren, noch zu verstehen woran es mangelt. Viele spannende Diskussionen verbergen sich hinter den dortigen Überschriften, doch es gab von Anfang an Verwirrungen darüber, welchen Sprachraum und auch welche Ziele wir adressieren.
Da es an inhaltlichen Reaktionen auf Fragen wie "Quo vadis, TransforMap?", oder an Beteiligung an den gemeinsam gestarteten Belangen, sei es in der schlichten, doch wichtigen Form von Vorbereitung von Zusammenkünften, oder der Übernahme von Verantwortung für eine konstante, breit angelegte Außenkommunikation mangelt, spiele ich mit dem Gedanken das TransforMap Discourse stillzulegen und dieses Projekt als gescheitert ad acta zu legen. Vermutlich bin ich ausgebrannt und brauche mal eine Pause, in Angst das währenddessen alles verschwände.
Ich handle stets noch in dem Glauben, dass wir im September 2015 gemeinsam beschlossen hatten uns nach Ende der Projektarbeiten wieder zusammenzusetzen. Um uns gegenseitig den Rücken zu stärken, aus den gemachten Fehlern zu lernen und neue, klarere Ziele zu formulieren. Seht ihr das noch genauso?
So würde ich mich freuen, wenn die eine oder der andere wieder ins Rampenlicht zurückkehrte, um gemeinsam die mannigfaltigen Perspektiven auseinanderzudröseln und wieder in einen sonstwie gearteten Rythmus des Austausches zu finden.
Noch brennt eine kleine Flamme, an vielen Orten wird kartiert und kleinere Grüppchen versuchen sich an gemeinsamen Darstellungen ihrer Crowdmappingdatenschätze. Doch das kohärente Ganze, welches wir uns explizit auf die Fahne geschrieben hatten, lässt sich noch vermissen.
Viele Kontakte haben sich über die Jahre gebildet. In der Vorbereitung des Intermappingtreffens in Witzenhausen habe ich bspw. viele persönliche Gespräche mit einzelnen Akteuren im Feld geführt. Dies tat ich aus Fürsorge für die Kartierung der Kartierungen, muss aber gleichwohl feststellen, dass ich den vielen unterschiedlichen Sichtweisen und Bezugspunkten nicht alleine begegnen kann. Gleichzeitig auch die technische Entwicklung mit all ihren Irrungen und Wirrungen im Blick zu behalten ist mir auf Dauer nicht mehr möglich.
Waren wir nicht gestartet, um die Überlegenheit und Durchschlagskraft kollektiver Wirtschaftsvormen zu beweisen? Dieses Wissen würde sich meines Erachtens nach sehr gut in einer Selbstreflexion anwenden lassen.
Bitte sagt mir, dass ihr noch da seid. Mich verlassen gegenwärtig die letzten Kräfte, und auch die eher internationale Intermapping Community hält sich mit Beiträgen zu einer gemeinsam gestalteten Kartierung eher bedeckt und lässt sich nur schwerlich mobilisieren, da viele mit ihrem Kopf bei eigenen, kleineren und überschaubareren Aufgaben sind. Da unsere selbst gestellte, ehrenvolle Aufgabe der Metakartierung jedoch wichtig und auch löblich ist, wünsche ich mir, dass sie nicht mir nichts, dir nichts im Sande verläuft.
Zur Wiederaufnahme der zwei oben genannten Punkte kann ich gegenwärtig nur diese konkreten Einstiegspunkte anbieten:
- https://discourse.transformap.co/t/quo-vadis-transformap/1550
- https://discourse.transformap.co/t/collecting-intermapping-communities-late-... - https://discourse.transformap.co/t/dates-for-intermapping-weekend-in-berlin-...
Hochachtungsvoll, auf dem letzten Loch pfeifend,
Euer Jon
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